Smart Sourcing: Keine Macht den Bottlenecks
13. Januar 2023Seit knapp drei Jahren leidet die Welt unter dem Chipmangel, der mittlerweile fast zur Normalität geworden ist. Wir zeigen, wie Unternehmen lernen können, mit diesem Umstand umzugehen, und wie sie in dem neuen Marktumfeld bestehen.
Für die ganze Welt war es ein Schock, als 2020 mit der Ausbreitung der Coronapandemie die Lieferketten weltweit zusammenbrachen. Politik und Wirtschaft suchten die Gründe beim jeweils anderen: Der Politik wurde vorgeworfen, nicht genügend Rahmenbedingungen für Katastrophenfälle geschaffen und Unternehmen nicht ausreichend unterstützt zu haben. Die Kritik an der Wirtschaft bezog sich dagegen auf das mangelnde betriebliche Risikomanagement.
Doch die wahre Ursache des Zusammenbruchs ist der komplexe Aufbau und die fehlende Resilienz globaler Lieferketten. Die Pandemie hat die vorhandenen Probleme nur aufgedeckt. Diese zeigen sich besonders im Halbleitermarkt, weshalb die Welt noch immer von der Chipkrise betroffen ist. Um zu verstehen, wie Unternehmen trotz des Mangels am Markt überleben können, ist ein detaillierterer Blick auf den Aufbau der Halbleiter-Lieferkette nötig.
Die Komplexität des Halbleitermarktes
Bis der Chip als Bauteil in einem Auto oder PC beim Verbraucher ankommt, passiert er drei Stationen: den Produzenten, den Bestücker und den Endkunden.
Produzenten verarbeiten Quarzsand in aufwendigen chemischen und physikalischen Prozessen zu Siliziumrohligen, sogenannten Halbleitern. Aus diesen werden die Wafer hergestellt; hauchdünne Siliziumplatten, in die die Chips gelasert und aus denen sie anschließend ausgestanzt werden. Ist der Halbleiter dann beim Bestücker, auch Zulieferer genannt, eingetroffen, baut dieser den Chip in bestimmte Baugruppen ein. Diese werden anschließend zum Endkunden, beispielsweise einem Automobilhersteller, geliefert. Der wiederum verbaut die Baugruppen in den Produkten, die Verbraucher dann im regulären Handel erwerben können – wie Autos, Computer und Co.
Als Konsequenz bedeutet das: Die Bestücker stehen in der Halbleiter-Lieferkette als unumgängliche Instanz zwischen dem Chiphersteller und dem Endkunden, der die Chips im finalen Produkt verbaut. Die Endkunden haben folglich keine Möglichkeit, die Lieferkette in irgendeiner Form zu beeinflussen – auch nicht im Krisenfall. Das macht es schwierig, auf starke Nachfrageschwankungen zu reagieren. Die Folge: Lieferverzögerungen, Produktionsstopps und Umsatzeinbußen.
Die Lösung: Strategisches Beschaffungsmanagement
Doch ein Leben mit der Chipkrise ist möglich, wenn sich die Abhängigkeiten innerhalb der Lieferkette verschieben. Eine gut durchdachte Beschaffungsstrategie bricht starre Lieferkettenstrukturen auf. So sind Unternehmen flexibler und unabhängiger und die Versorgung ist resilienter.
Unternehmen können bei der Umsetzung auf versierte Partner setzen: Sourcing-Spezialisten. Sie stehen als unabhängige Instanz neben der Halbleiter-Lieferkette, sind also flexibel und nicht an starre Strukturen gebunden. Sie haben einen Überblick über die aktuelle Lage am Markt, sind gut vernetzt und über den Auftragsstand bei Produzent, Bestücker und Endkunde bestens informiert. So können sie sofort lieferkettenübergreifend agieren, sobald sich Engpässe abzeichnen. Sie verfügen in der Regel über Niederlassungen in strategisch günstiger Standortnähe und sind mit verschiedenen Chipproduzenten vernetzt.
Kein Mangel dank Alternativen
Aus Gründen der Flexibilität setzen Sourcing-Spezialisten bei dem Bezug von Halbleitern nicht nur auf die Produzenten, sondern auch auf Brokern und Distributoren. Mit diesem Maß an Varianz wird selbst im Krisenfall oder bei Lieferengpässen die Chipversorgung sichergestellt. Einige wenige setzen zudem auf „Alternative Sourcing“: die alternative Beschaffung gleichwertiger Teile anderer Hersteller, deren Funktionalität und Struktur den Anforderungen entsprechen.
Gerade für Automobilhersteller, die in ihrer Position am Ende der Lieferkette kaum Einfluss auf die Chiplieferung haben, kann eine Partnerschaft mit Sourcing-Spezialisten maßgeblich zum Erfolg am Markt beitragen. Statt in Zeiten eines Mangels handlungsunfähig zu sein, können die Unternehmen selbstbestimmt agieren. Das macht die gesamte Halbleiter-Lieferkette resilienter und kann der nächsten globalen Krise vorbeugen.
Um jedoch auf alle Eventualitäten und möglichen Entwicklungen eingehen zu können, ist ein Blick auf die Zukunft des Chipmarktes essenziell. Mehr dazu erfahren Sie im dritten Teil der Serie zum Halbleitermarkt.